Normalerweise wird dem Diabetiker als Erstes erklärt, dass es jetzt Schluss sei mit süßen Sachen.
Ganz so ist es auch wieder nicht. Das hängt aber von einigen Faktoren und den Betreffenden ab.
Und bevor jetzt alle Diabetologen und Ernährungsberater hyperventilieren: ich rede hier nicht von den üblichen (zu grossen) Mengen an Süßem sondern von dem bewussten Genuss.
Seit vielen Jahren habe ich tagtäglich mit Diabetikern zu tun und genauso lange höre ich den Satz: „Jetzt darf ich nix Süßes mehr essen!“ Oft mit einem Seufzer und mit dem Nachsatz: „Aber ich hab ja soo einen Gusto! Es ist soo schwer, vor allem im Kaffeehaus oder beim Einkaufen!“
Oft sind es auch die wohlmeinenden Angehörigen, die vor allem neue Diabetiker sehr in Versuchung bringen.
Diabetiker ist nicht gleich Diabetiker
soll heissen: es gibt verschiedene Typen von Diabetiker und verschiedene Therapien. Das muss man auf jeden Fall beachten. Dazu muss man sich auch die allgemeine Ernährung anschauen.
Insulinpflichtige Diabetiker wissen meist sehr genau, was sie wann essen dürfen, wenn sie gut geschult sind und diszipliniert beim Messen, Therapie und Essen sind. Die können diese „kleine Sünden“ an Feiertagen gut mit Insulin ausgleichen. Das sind vor allem junge, jüngere und ältere Menschen.
Die im fortgeschrittenem Alter tun sich oft mit Handling, Frequenz, etc schwer(er) oder brauchen eine Übernahme der Therapie. Da wird es mit dem Sündigen dann schwerer.
Diabetiker mit Medikamente zum Einnehmen messen meist nicht so oft – daher ist es da problematischer, sich auch mal eine Torte zu gönnen. Aber nicht unmöglich. Manche sind auch medikamentös sehr gut eingestellt bzw sind nur „milde“ Diabetiker (sind nur minimal über dem normalen Zuckerwert). Die haben dann den Vorteil, sich vielleicht öfter ein Stück Kuchen schmecken lassen zu können.
Ein wenig schwieriger wird es bei allen, die zwar Diabetiker sind, aber nur Diät halten müssen. Da braucht es leider Disziplin. Aber komplett verzichten müssen sie trotzdem nicht!
Die Menge macht das Gift!
Auch bei Diabetes gilt: es kommt auf die Menge an! Wer gleich eine ganze Tafel Schokolade oder ein Packerl Schnitten isst kann damit rechnen, dass der Zuckerspiegel in die Höhe schiesst. Die Menge macht das Gift!
In Kombi mit Limonaden oder Energydrinks (ja habe ich auch schon gesehen…) ist dass dann der Wahnsinn schlechthin.
Daher meine Empfehlung: wenn schon dann bitte nur ein, zwei Stücke Schokolade oder was auch immer aber dafür wirklich geniessen!
Auch ein kleines Stück Kuchen schmeckt und stillt den Heisshunger auf Süßes. Und wenn man ihn bewusst langsam geniesst hat man davon auch mehr. Und merkt gar nicht, dass es nur ein kleines Stück war.
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Muss man sich wirklich alles verkneifen?
Muss ist ein hartes Wort.
Wir alle sind mündige Menschen und können und sollen selbst für uns entscheiden.
Verbote sind da sowieso der falsche Weg. Wir wissen es alle: in dem Moment, wo etwas verboten ist wird es erst recht interessant!
Ich verbiete daher nichts sondern rate nur. Und Ausnahmen sind normal. Und machen manchmal das Leben leichter. Man kann nur empfehlen, raten. Verbote haben eine sehr negative Wirkung und werden nur selten genau befolgt. Verbote erzeugen Mangelgedanken und wirken negativ auf die Psyche.
Ein ehrlicher, konkreter RAT wirkt wesentlich besser und kann vom Betreffenden auch viel besser angenommen werden. Warum: weil es ihm die letzendliche Entscheidung belässt!
Wie schaut die allgemeine Ernährung aus?
Was auch ein wichtiger Punkt ist, ist die tägliche Ernährung.
Wenn ein Diabetiker relativ oder gesund isst, dann wird das Stück Torte zum Geburtstag oder am Feiertag keine Probleme machen.
Unter gesunder Ernährung verstehe ich, dass viel Eiweiss, Gemüse und vollwertige Produkte gegessen werden und auch auf den versteckten Zucker geachtet wird (kein Weissbrot, keine Fertigprodukte,etc).
Auch die Getränke sollten gesund sein: Tee, Wasser, Mineralwasser, stark verdünnte 100%ige Obst-und Gemüsesäfte. Kaffee ja, aber ohne Zucker.
Obst und Diabetes
Wir alle wissen: Obst ist gesund und soll gegessen werden. Trotzdem hören Diabetiker immer wieder, sie sollen kein Obst essen.
Ja und Nein. Auch hier kommt es wieder auf die Menge an!
Natürlich können und sollen Diabetiker Obst essen. Obst enthält zwar Zucker aber Fruchtzucker und der ist im Vergleich zum weissen Zucker, der in den Keksen und Süßigkeiten drin ist wesentlich besser für den Körper.
Keiner von uns ernährt sich ausschliesslich von Obst – was logischerweise den Zuckerspiegel genauso erheblich beeinflussen würde.
Ein kleines Stück Obst ist also sicher nicht verkehrt. Es liefert lebenswichtige Vitamine und Ballaststoffe.
Diabetiker sollten beim Obst zu Äpfel, Birnen (nicht zu reife!), Orangen, Ribisel, etc greifen, also eher säuerlichen Obst. Wenn sie aber ab und zu auch mal ein paar wenige Weintrauben essen ist das kein Problem.
Es gehört einfach immer auch ein gutes Bewusstsein, ein Nachdenken dazu.
Ideal wäre: 5 Portionen Obst und Gemüse pro Tag, wobei Diabetiker mindestens 3 Portionen Gemüse essen sollten und nur 1-2 Portionen Obst.
Als Richtlinie: eine Portion entspricht ca der Menge die man in der Hand halten kann.
Süßspeisen: Was ist diabetes-geeignet?
Ich habe selbst einen Prä-Diabetiker zu Hause, der leidenschaftlich gerne Süßes ißt – vor allem wenn ich es gebacken habe.
Ganz ohne geht eben nicht (dann würde er es sich unterwegs wo kaufen) also habe ich das Backen Diabetiker-freundlich angepasst.
Ich backe nur mehr mit Dinkelmehl oder Dinkelvollkornmehl und verwende statt Zucker Birkenzucker.
Birkenzucker ist lt neuesten Erkenntnissen der idealste Zuckerersatz für Diabetiker und hat den Vorteil dass er ganz genauso schmeckt wie herkömmlicher Zucker.
Man kann damit auch ganz normal backen ohne was umrechnen zu müssen.
UND: es gibt inzwischen sogar schon Birken-Gelierzucker! Perfekt für alle die wie ich viel Marmelade einkochen. Da kann man dann auch mit besserem Gewissen ein Glas Marmelade an Diabetiker verschenken.
Fazit:
Ich kenne viele DiabetikerInnen, die schon im höheren oder hohen Alter sind. Ehrlich: soll ich da der Oma oder dem Opa auch noch zum Geburtstag oder zu Weihnachten das Stückerl Torte verbieten? Sicher nicht.
Warum soll man sich im hohen Alter noch immer wirklich alles verkneifen, sich beherrschen? Vor allem zu Feiertagen? Was bringt es unterm Strich? Genuß ist Lebensfreude und gerade für hochbetagte Menschen sehr wichtig.
Alte Menschen essen sowieso nicht mehr die Mengen, die ein jüngerer Mensch isst. Oft essen sie sogar zu wenig. Also ist dann eine Handvoll Kekserl oder ein kleines Stück Kuchen oft mehr Therapie als NoGo.
Wenn zu wenig gegessen wird kann nämlich (vor allem bei Insulin-Therapie) der Blutzucker stark abfallen. Deswegen sollten Diabetiker auch 5 Mahlzeiten am Tag essen (nicht wegen der Menge sondern um den BZ kontinuerlich zu halten).
Bei Menschen, die kaum was essen kann daher das Keks oder der Bissen Kuchen durchaus therapeutische Zwecke erfüllen und sollte nicht verweigert werden.
Vielen kann man eine unglaubliche Freude damit machen, wenn man ab und zu beim Hausbesuch eine Topfengolatsche oder ein kleines Stück Apfelstrudel mitbringt. Keine Angst – ich hab noch niemand gesehen, der dann in einem Haps den Strudel verschlungen hätte. Meist werden ein paar Bissen genossen und der Rest für morgen aufgehoben.
Also bitte: macht euren Omas und Opas eine Freude und bringt ihnen auch ab und zu was Süßes mit – trotz Diabetes. Es gibt auch ganz tolle Kuchen und Schnitten, die mit Dinkelmehl und Birkenzucker gemacht sind.
Und noch ein Nachsatz: Je mehr man sich darauf konzentriert was man nicht darf, was verboten ist, desto größer wird das Verlangen. Wir kennen das alle von diversen Diäten. Diabetes ist esstechnisch ja auch eine Diät. Das berühmte Beispiel: „Denken Sie 2 Minuten NICHT an einen blauen Elefanten!“. Alles klar?
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